virtuelle Kriegsstrategien

11 Nov

Gestern sprachen wir in der Vorlesung unter anderem über die Maginot-Linie, die Frankreich zum Schutze vor deutschen Angriffen zwischen dem ersten und zweiten Weltkrieg baute. Mir selbst fällt es oft nicht ganz leicht, einen Bezug, nicht nur zu anderen Vorlesungen, sondern vor allem zu unserem Thema „Social networks“ herzustellen.

Hier aber nun mal ein Versuch:

Beim sinnieren darüber, ob es Geschehnisse im Web 2.0 (mit Augenmerk auf soziale Netzwerke) gibt, die an diese Art der Abwehr erinnern, muss ich passen. Ich habe aber zwei Arten der Kriegsführung gefunden, die in dieser Branche schon angewandt wurden. Die erste heisst:

Das Aufrüsten

Das gegenseitige Kopieren von Features u. Ä. dient nicht nur dazu, mit dem Gegner mitzuhalten, sondern auch ihn zu schwächen. Es geht ganz einfach: Mache ALLES nach, was der andere an Neuerungen einführt und versuche deine eigenen Entwicklungen so lange wie möglich geheim zu halten.

So gesehen bei LinkedIn und Xing, sowie Facebook und StudiVZ. Letzteres war sogar so dreist, sich nicht nur von der Idee, sondern von der gesamten Struktur und vom Design zu des Konkurrenten inspirieren zu lassen. Fies. Hat aber ganz gut geklappt.

Aber: wenn schon zusammenarbeiten, dann doch lieber ein bisschen harmonischer! Am Ende entscheiden sowieso die User, wer besser ist.

Zweite Strategie:

Die offene Schlacht

Auf diese Art geben sich nur die ganz Großen ein Stelldichein, da bei dieser Variante Zähe und Unabhängigkeit gefragt sind. Beispiel: Google (hat sich erst kürzlich als soziales Netzwerk geoutet) und Facebook. Diese beiden liefern sich derzeit ein Duell, in dem es um… na um was eigentlich geht??

Anfang des Jahres stellt Google ein neues Produkt vor. Mit „Google Buzz„, einem Dienst, mit dem ähnlich wie Twitter kurze Nachrichten im Netz verschickt werden können, pinkelt er Facebook und Twitter sozusagen ans Bein. Doch anstatt sich nach zwitscherndem Vorbild mit Google zu arrangieren, beginnt Facebook die offene Schlacht zwischen den beiden Internet Riesen.Erst schliesst sich Facebook mit Microsoft zusammen, mit dem Plan deren Suchmaschine Bing zu stärken und so Google zu schwächen. Das war im Oktober. Anfang diesen Monats dann, schlägt Google Facebook durch eine Änderung in seinen Nutzungsbedingungen ein Schnippchen. Unternehmen, die Daten von Google abrufen, stimmen gleichzeitig automatisch zu, ihre Daten ebenfalls mit Google zu teilen. Dieser Aktion, die unverhohlen gegen Facebook gerichtet war, begegnen dieselbigen gestern mit einer manuellen Einrichtung, die Nutzern, welche ihre Daten von Google zu Facebook importieren wollen, durch einen Umweg ermöglicht, dies zu tun. Schön für die User. Die sind es nämlich, die den Salat haben und sich damit rumschlagen müssen.

GoogleFacebookGoogleFacebookGoogleFacebook… mal sehn wies weitergeht.

Die Moral dieses mal: offener Krieg ist für alle Maulaffen feilhaltenden viel spannender als die langweilige Alternative.

Quellen:

http://www.maginotlinie.net/

http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,566925,00.html

http://www.abendblatt.de/wirtschaft/article1376762/So-greift-Google-Facebook-und-Twitter-an.html

http://www.faz.net/s/RubBFDAEF9E008C4455AB74719564EB6CC2/Doc~EF58151FD75F442CF9FDC2E12E724E3F0~ATpl~Ecommon~Scontent.html

http://www.heise.de/newsticker/meldung/Google-dreht-Facebook-den-Datenhahn-zu-1131634.html

http://business.chip.de/news/Facebook-und-Google-Workaround-gegen-Blockade_45628248.html

Bildquellen:

http://www.suchmaschinen-optimierung-service.com/bilder/gif/fragezeichen_1.gif

http://www.welt.de/multimedia/archive/00747/xinglinked_DW_WebWe_747235p.jpg

http://googlediscovery.com/wp-content/uploads/GoogleFacebook.jpg

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Post Scriptum:

Hier noch ein klein wenig Werbung für die lieben Unternehmerkrieger, die sich, passend zu ihrem Namen, auch schon ein wenig mit Kriegsführung im Netz beschäftigt haben. Genauer: es geht um Zalando.

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3 Antworten to “virtuelle Kriegsstrategien”

  1. Peter Krueger November 11, 2010 um 7:15 pm #

    Mir gefällt die Verknüpfung mit der Kriegsführung. Das trifft natürlich nicht nur auf den digitalen Sektor zu, findet aber wahrscheinlich hier seine impulsivste Ausprägung. Da ist das Kopieren ja noch harmlos und fast schon Best Practice. Hat das Samwer-Pack glatt einen ganzen Geschäftszweig draus gemacht. Ich will gar nicht meckern, Innovation geht eben manchmal so. Nur billig und ungekonnt sollte das nicht sein, sonst verdient es in der Tat den Plagiarius (http://bit.ly/9iaWrw).

    Mir persönlich ist der offene Krieg trotzdem lieber. Wirkt aufrichtiger und hat einen größeren Show-Effekt. Allerdings sind Google und Facebook da eher ein peinliches Beispiel. Bei einem solchen Sandkastenstreit (dazu noch auf dem Rücken der Nutzer ausgetragen), sollte man hoffen das ein Dritter den beiden Platzhirschen bald das Revier abluchst. Leider sind die beide so verdammt groß. Andererseits, so predigt „Business Legende“ Guy Kawasaki (http://bit.ly/cn9W0T), kann der richtige Gegner ja nicht groß genug sein. Er muss es ja wissen, hat sich schließlich mit seinen „Apple Fellows“ anfang der 80er mit IBM angelegt. Man kann es natürlich auch wie deren Konkurrent Bill Gates machen – http://bit.ly/cBro5M – sicher nicht die feinste Art.

    ps. Hübscher Link zur Maginot-Linie in Punkto Webdesign: Vorne recht eigenwillig, aber eher interessant und schick, dahinter sehr oldschool und eher schrottig.

    • loreelectro November 15, 2010 um 1:17 pm #

      Wenn du die offene Schlacht dem Aufrüsten vorziehst, warum missfällt dir dann Gates‘ Strategie? Hätte einer der beiden, Google oder Facebook, die Möglichkeit, den Konkurrenten zu zerschlagen, würde er sicherlich nicht zögern. Ist deren Verhalten also weniger verwerflich?
      Außerdem frage ich mich, ob es nicht genauso unlauter ist, den Markt bis an die vom Kartellamt vorgegebenen Grenzen beherrschen zu wollen, wie es die Strategie von Google zu sein scheint. Welche Unternehmen die (Google) wohl schon auf dem Gewissen haben… macht es da einen Unterschied ob diejenigen durch direkte Angriffe ins Gras gebissen haben, oder einfach der Konkurrenz nicht standhalten konnten – sind so betroffene Unternehmen nicht in jedem Fall einfach nicht (über-)lebensfähig?

  2. inessaa123 November 17, 2010 um 10:10 am #

    Gestern hatte ich gehört, dass Facebook den nächsten Schlachtplan gegen Google aufgestellt hat. Und zwar soll Google mit einem neuen Mailing System zu Boden gebracht werden.
    So soll Facebook-Chef MArk Zuckerberg laut RP Online (http://nachrichten.rp-online.de/wirtschaft/facebook-greift-google-mit-mail-system-an-1.106521)einen E-Mail-Dienst des Unternehmens vorgestellt haben.So sollen alle registrieten Nutzer Mails zu Freunden und Bekannten auch außerhalb des geschlossenen Netzwerkes versenden und von da aus erhalten. Google hat vorsorglich das Importieren von Adressbüchern von Google-Mail hin zu Facebook blockiert. Denn je mehr Nutzer Facebook zu sich hinüberlockt, umso größer ist die Chance, auch so hohe Werbegelder wie Google zu verdienen. Ich bin echt gespannt wie das noch weiter ausgehen wird.

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